Aktionsprogramm Aufholen nach Corona (AnC).

Verband Sonderpädagogik e.V. (vds) zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen 2021

Der Verband Sonderpädagogik lenkt den Blick zum Internationalen Tag der Men-schen mit Behinderungen 2021 auf das Aktionsprogramm Aufholen nach Corona (AnC).

Ziel muss sein, Lernrückstände aufzuholen und psychosoziale Belastungen ab-zumildern – und zwar für alle Schülerinnen und Schüler ohne jegliche Ausnahme.

Der vds begrüßt ausdrücklich die Anstrengungen des Bundes, mit dem Aktionsprogramm den Bedarfen aller Kinder und Jugendlichen Rechnung zu tragen. AnC ist jedoch derzeit stark auf den reinen Wissenserwerb ausgerichtet. Psychosoziale Hilfen und Freizeitangebote kommen viel zu kurz, kritisiert der Verband Sonderpädagogik und fordert ein umgehendes Nachsteuern beim Einsatz der Mittel in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland. „Kinder und Jugendliche – mit und ohne Einschrän-kungen und Behinderungen – müssen umfassende ganzheitliche Unterstützungsan-gebote zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit erhalten“, fordert die Bundesvorsitzende des vds, Dr. Angela Ehlers.

Verpassten Schulstoff nachzuholen, ist in allen Schulformen wichtig. Dies muss je-doch in enger Anbindung an die einzelne Schule unter professionellen Aspekten erfolgen. Angebote externer Nachhilfe-Institutionen und Gutscheinsysteme greifen zu kurz. Nicht-professionelle Angebote bergen die Gefahr einer weiteren Verhinderung wahrhafter Bildungsteilhabe und der erneuten Benachteiligung behinderter und von Behinderung bedrohter Schülerinnen und Schüler.

Schule muss zentraler Ort der Bildungsteilhabe sein. Bereits vorhandene schulische Angebote müssen gestärkt und mit einer sozialpädagogischen Begleitung aller Schülerinnen und Schüler verknüpft werden. Angebote der Schulsozialarbeit müssen im Sinne der Weiterentwicklung der inklusiven Bildung ausgebaut werden.

Über Monate waren Kinder und Jugendliche auf sich allein gestellt. Der Kontakt zu Gleichaltrigen und das Nutzen alterstypischer Freizeitangebote waren nahezu un-möglich. Wichtige gemeinsame Lernprozesse konnten nicht stattfinden. Die inklusive offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in Kooperation von Schule und Jugendhilfe
als wesentliche Unterstützung junger Menschen aller Lebenshintergründe muss durch AnC verstärkt unterstützt werden.

AnC muss zudem für nachhaltige Impulse bei der weiteren Digitalisierung genutzt werden. Es bietet die einmalige Chance, pädagogische Fachkräfte unterschiedlicher Professionen in der inklusiven und digitalen Bildung zu qualifizieren. Dies ist enorm wichtig, um insbesondere Heranwachsenden aus benachteiligten Familien digitale Zugänge und den Erwerb digitaler Kompetenzen zu ermöglichen.

Die Bundesvorsitzende des Verbands Sonderpädagogik stellt fest: „Die derzeitigen Pläne zur Umsetzung des Aktionsprogramms sind zu einseitig und verkennen die psychosozialen Effekte der Pandemie insbesondere auf Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen, Benachteiligungen und Behinderungen“.

Der vds bietet den Bundes- und Länderministerien fachlich-kompetente Unterstützung bei der Nachbesserung und Verstetigung des begrüßungswerten AnC-Programms an.