Sprach-Kitas dringend erhalten

Gemeinsame Pressemitteilung des Verbands Sonderpädagogik (vds) und der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik e.V. (dgs)

Das von vielen Seiten als besonders erfolgreich geschätzte Bundesprogramm Sprach-Kitas sollte zum Ende des Jahres 2022 auslaufen, obwohl dieses von der Bundesregierung selbst als notwendig erachtet wird, weil „Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. Nach erfolgreicher Petition und heftiger Kritik vieler Verbände und Bildungseinrichtungen soll nun eine Übergangslösung für ein halbes Jahr gefunden werden.

Der Verband Sonderpädagogik (vds) und die Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs) setzen sich mit Nachdruck für die Fortführung des Bundesprogramms bis mindestens 2024 ein.

Zunehmend mehr Kindergarten-Kinder haben vielfältigen Unterstützungsbedarf, um sozio-ökonomische Nachteile aufzuholen und gut in der Grundschule starten zu können. Gleichzeitig fehlen vielerorts ausgebildete Fachkräfte. Die Bundesvorsitzende des vds sagt dazu: “Das Bundesprogramm Sprach-Kitas hat sich in besonderer Weise bewährt. Es hilft, die angemessenen Vorkehrungen für das gemeinsame Lernen in der Grundschule durch individuelle sprachliche Förderung zu schaffen. Das gilt insbesondere für Kinder, die durch Zuwanderung und Flucht zu uns gekommen sind.”

Der Bundesvorsitzende der dgs äußert sich wie folgt: „Der Bund finanziert mit diesem Programm seit 2016 zusätzliches Personal an Kitas zur Sprachentwicklung. Gefördert werden vor allem Einrichtungen mit vielen Kindern mit Sprachförderbedarf. Nach Regierungsangaben werden mit dem Geld derzeit etwa 8000 halbe Stellen für Sprachbildung und Beratung an den Kitas gefördert. Im laufenden Jahr sind dafür Kosten von 248 Millionen Euro veranschlagt. Etwa jede achte der bundesweit rund 58.500 Einrichtungen ist den Angaben zufolge eine Sprach-Kita. Das Bundesfamilienministerium hat Anfang Juli ein Schreiben an die Länder geschickt und darin die Einstellung der Bundesfinanzierung zum Jahresende angekündigt. Hier  sage ich ganz deutlich: Das ist eine Fehlentscheidung!“

Durch das Bundesprogramm ist es möglich geworden, Sprachförder-Fachkräfte einzustellen, die Erfahrungen mit dem Erwerb der Bildungssprache Deutsch haben, vertrauensvoll mit Eltern und Angehörigen umgehen können und damit Bildungsbenachteiligungen abbauen helfen. Nun will die Bundespolitik dieses erfolgreiche Programm nicht weiterführen, obwohl es für so viele Familien und Kinder große Unterstützung gebracht hat. Das darf nicht passieren – wir fordern, dass es hier keine Kürzungen im Bundeshaushalt geben darf.

Eine Integration in andere Förderprogramme sowie eine Übertragung ohne Bundesfördermittel in die alleinige Verantwortung der Länder greift viel zu kurz und kann mit einer Übergangsfrist von sechs Monaten nicht bewältigt werden. Leidtragende werden die vielen Kindergartenkinder sein, die auf eine gesicherte sprachliche Förderung unbedingt angewiesen sind. Wird aber das Programm wenigstens bis Ende des Jahres 2024 fortgeführt, können die Länder Sprach-Fachkräfte gesichert in den Kitas erhalten, die besonderen Chancen multiprofessioneller Teamarbeit nutzen und die wertvollen Angebote nach einer angemessenen Übergangsfrist in ihre Programme integrieren.

Auch die Projektleiterin des Bundesprogramms Sprach-Kitas, Prof. Dr. Yvonne Anders, Universität Bamberg, weist darauf hin, dass viele Grundschulkinder nicht die für eine weitere Bildungskarriere erforderlichen sprachlichen Kompetenzen besitzen. „Wir konnten in der Evaluation mehrfach zeigen, dass das, was in den Sprach-Kitas seit Jahren tagtäglich passiert, nachweislich die sprachpädagogische Prozessqualität steigert“, betont sie. Jedes vierte Kind habe einen Sprachförderbedarf. „Aus wissenschaftlicher Sicht wäre es geboten, eine Lösung zu finden, die die über viele Jahre evidenzbasiert geschaffenen Strukturen nicht zerstört.“

Dem schließen sich der vds und die dgs uneingeschränkt an.